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Ehemaliges Sägewerk

Am Sägewerk 2

Auf dem Gelände des Sägewerks befand sich zuvor eine Ziegelei. 

1890 ließ Hugo Teuschler aus Bibra die Dampfziegelei (Link zur Wikipedia) ins Handelsregister eintragen. Der Rohstoff Lehmerde konnte hier vor Ort gewonnen werden. Der Lehmabbau lässt sich am niederen Oberflächenniveau erkennen. Der sogenannte „Sägewerksteich“ zeugt von der damaligen Lehmgrube. Noch heute sind einige Dächer mit Ziegeln mit der eingebrannten Aufschrift „Teuschler“ bzw. Teuschler und Fröhlich“ eingedeckt.
Firmeneintragung ins Handelsregister, Meiningen, 1890
Postkarte, Fabriken von Teuschler & Fröhlich
Vermutlich, wegen Einbruch der Auftragslage und sinkender Qualität des Rohstoffs, wurde der Betrieb ca. 1920 eingestellt. 
Der Bau der Nordkaserne in Meiningen (Link zu Wikipedia) fiel exakt in die Zeit der Gründung der Ziegelei. Wir vermuten, dass Teuschler die Backsteine für den Bau lieferte und mit der Fertigstellung der Kaserne ein wichtiger Auftraggeber wegbrach.
Ca. 1920 wurde der Betrieb an Gustav Adolph Schmidt verkauft. Unter seiner Leitung wurde die Ziegelei in ein Dampfsägewerk umgebaut.
Foto, Gustav Adolf Schmidt, Sägewerk - Parkettfabrik, Rentwertshausen
Seit 1922 wurde Schnittholz und Parkett produziert.

Für das Dampfsägewerk wurden Holzabfälle und Sägemehl verbrannt, um Wasserdampf zu erzeugen. In einem großen Maschinenraum wurde der Wasserdampf in Elektroenergie umgewandelt, um die Gatter (Sägen) damit anzutreiben. In der Schneidmühle gab es 3 Vertikal- und 2 Horizontalgatter. Über einen großen Holzturm wurde der Dampf zu Wasser gekühlt und konnte wieder verwendet werden. Maschinenraum und Kühlturm stehen nicht mehr. Später wurde die Elektrizität aus dem Netz bezogen. Die Holzheizung wurde aber zur Holztrocknung beibehalten. 

In den Nachkriegsjahren lieferte der Betrieb Eisenbahnschwellen für die Sowjetunion als Reparationsleistung. Er lieferte Bauholz und erledigte Lohnschnitt für die Waldbesitzer der Umgebung. Zum Teil brachten Bauern mit Pferdefuhrwerken die „Lohnfuhren“ aus dem Wald. Es stand aber auch ein großer Lanz-Bulldog (ein Ackerschlepper) zur Verfügung. Zu DDR-Zeiten waren bis zu 60 Arbeiter im Sägewerk beschäftigt. Bereits 1957 gab es für die Belegschaft eine Mittagsversorgung. Die Nahrungsmittel kamen großteils aus den betriebseigenen Gärten und von den Bauern der Umgebung.

Nicht nur als Arbeitgeber war das Sägewerk von Bedeutung für den Ort. Die Dampfpfeife strukturierte den Tag in ganz Rentwertshausen und umliegender Flur. Ein lauter Pfiff zu Arbeitsbeginn, zur Mittagspause und zum Feierabend gab zeitliche Orientierung für Jedermann, jede Frau und jedes Kind. Und: Schwimmen lernte man im See vom Sägewerk!
Foto, Zweispanner mit Brettholz vor dem Englischen Garten in Meiningen
Foto, Stammtransport mit Traktor
Foto, Langholztransport mit LKW (IFA S4000)
Schon vor der Wende wurde hochwertiges Parkett auch für den Export produziert.
Werbeprospekt nach der Wende
77 Jahre lang befand sich das Sägewerk in Familienbesitz. Zu DDR-Zeiten leitete Herbert Schmidt, der Enkel des Gründers, den Betrieb mit staatlicher Beteiligung. 1997 musste er den Betrieb aufgeben.

Heute befindet sich hier die Firma Alustar GmbH (Link zur Website von Alustar). 

Die Gebäude wurden von den neuen Besitzern grundsaniert. Die alte „Sägewerksvilla“ erstrahlt in neuem Glanz.
Foto der sanierten Villa, 2023, vom Arnsberg aus fotografiert
Gemälde von Stefan Horbas, 1951, vom Bahnsteig aus gesehen.